Der Tod im Zwielicht


Es war ein seltsam fremder Anblick Furcht und Entsetzen auf den Gesichtern dieser verruchten Männer zu sehen. Augen, die schon manches Verbrechen mitangesehen hatten, waren weit aufgerissen. Hände, die sonst mordeten, begannen zu zittern und verschütteten kostbare Tropfen Met. Klirrend zersprang ein Krug auf dem Boden. Die leichtbekleidete Bedienstete traute sich jedoch nicht, den immer grösser werdenen Fleck wegzuwischen.

Alle Augen waren auf den Mann – oder das Wesen – gerichtet, der gerade eben die schäbige Schenke betreten hatte. Das Hallen seiner schweren Schritte lag noch in der Luft, sonst war es so still, dass man die Laute der Ratten zwischen den Wänden hören konnte. Ein einsamer Sonnenstrahl, dessen Licht sich nur selten in diese finstere Gegend verirrte, spiegelte sich im langen Schneideblatt der Sense und warf unruhige Lichtflecken an die Wände.

Der Unbekannte im langen, schwarzen Mantel liess sein Mordinstrument ein paar Mal in der Hand kreisen und die Flecken somit tanzen. Dann führten ihn seine Schritte langsam Richtung Theke.

Die Meute war schnell zurückgewichen, was ihr einen undefinierbaren Blick aus grünen Augen einbrachte, die kalt unter der Kapuze hervorblitzten. Einzig der oft nach hochprozentigem Eigenbrau stinkende Wirt wischte weiterhin mit seinem schmuddeligen Lappen die Fläche sauber, an der sich der Unbekannte nun mit einem Arm angelehnt hatte und liess sich nicht beirren.

Nun war erkennbar, dass der Fremde gar nicht so gross war wie angenommen. Langsam liess er seinen Blick über die Menge schweifen, verstärkte damit nochmals die schon wieder schwinden wollende Furcht und schenkte seine Aufmerksamkeit dann dem Wirt.

„Na Fremder, was soll’s denn sein?“, krächzte der heiser und schaute dem Mann furchtlos in die Augen.

„Das fragst du noch, Dosta? Langsam solltest du es doch wissen“, knurrte der Angesprochene und schlug die Kapuze zurück.

«Toran! Bei allen Göttern!», rief Dosta aus und erstarrte in der Bewegung, «was zur Hölle haben sie mit dir gemacht?»


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